Camembert, Tiefkühlerbsen und Dosenbier<br><br>Die Entwicklung von Lebensmittelverpackungen als Voraussetzung für die Topologie des Selbstbedienungsladens in Deutschland, Frankreich und der Schweiz seit der Nachkriegszeit

Grundlage der Untersuchung ist die Hypothese, dass sich seit der Nachkriegszeit das Konsumverhalten der Verbraucher in Westeuropa angeglichen hat. Lebensmittelverpackungen spielten in diesem Prozess eine entscheidende Rolle und schufen die Voraussetzung für die Entwicklung der Selbstbedienungsläden. Daraus ergeben sich folgende Fragen: Erstens, wie kann diese Uniformität erklärt werden? Und zweitens, wie ging diese Uniformierung vonstatten? Der Hinweis auf verstärkt global agierende Konzerne und die damit zunehmende transnationale Zirkulation der Warenströme reicht dabei sicherlich nicht als Erklärung aus. Auch andere Faktoren, wie das zunehmende Bedürfnis der Verbraucher nach einer Entsaisonalisierung und Globalisierung des Lebensmittelangebotes spielten hier eine Rolle.

Zwar existierten in besonderen Verpackungen abgepackte Lebensmittel bereits vor dem Zweiten Weltkrieg, jedoch begann sich dieses Prinzip der Warendistribution erst mit der Etablierung des Selbstbedienungsladens in der Nachkriegszeit durchzusetzen. Der Selbstbedienungsladen als Raum des Konsums konnte erst mit der Entwicklung entsprechender Lebensmittelverpackungen etabliert werden. Die neuartigen Lebensmittelverpackungen führten dabei zu einer Raumerweiterung des Warenstroms. Die bisher lokal stattfindende Produktion und Distribution von Lebensmitteln wurde durch eine zunehmend ausgetüftelte Logistik z.B. durch eine nun nicht mehr unterbrochene, durchgängige Kühlkette, allmählich überregional erweitert. Der Selbstbedienungsladen als letzte Station des Warenstroms war dabei von besonderer Bedeutung. Hier sollte der Kunde die produzierten Waren konsumieren. Diese Schnittstelle besaß aus diesem Grund für die verschiedenen, an dem Warenstrom beteiligten Unternehmen eine besondere Bedeutung, denn die Unternehmen profitierten von den Möglichkeiten, die sich durch die neuen Lebensmittelverpackungen hinsichtlich einer Erleichterung der Raumaufteilung des Supermarktes ergaben. Durch die Anordnung bzw. Vorstrukturierung des Warenangebotes konnte von nun an der Konsument kontrolliert und diszipliniert werden. Insofern weist der moderne Supermarkt Parallelen zu den „Disziplinarinstitutionen“ im Foucaultschen Sinne auf.

Mit dem Siegeszug der Selbstbedienungsläden, der in Europa 1948 mit der Eröffnung der Migros-Genossenschaft in Zürich begann, stieg die Nachfrage nach innovativen und funktionalen Lebensmittelverpackungen. Um die Wünsche der Konsumenten nach vielfältigen, internationalen und saisonunabhängigen Lebensmitteln zu erfüllen, setzten die Supermärkte auf immer neue Techniken der Lebensmittelverpackung. Die Industrie profitierte von zwei Phänomenen: (1) In den Supermärkten fiel die Hemmschwelle neue, d.h. zunächst unbekannte Produkte oder Lebensmittel einzukaufen und auszuprobieren. (2) Wie von der Industrie erhofft, ging der Konsument auch dazu über auf Markennamen wie z.B. Rama zu achten. Diese Phänomene führten dazu, dass sich die Zahl der in den Supermärkten angebotenen Lebensmittel im Laufe der Zeit vervielfachte. Infolgedessen dehnte sich die Verkaufsfläche immer weiter aus.

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