Benjamin Seibel

Die Arbeit unternimmt eine wissenschafts- und technikhistorische Analyse kybernetischer Gouvernementalität. Am Beispiel der im Umfeld der Kybernetik entwickelten Regierungstheorien wird die intensivierte Verschränkung von wissenschaftlich-technischer Expertise und politischer Rationalität im 20. Jahrhundert herausgearbeitet, sowie deren Voraussetzungen und Konsequenzen erörtert Dabei wird deutlich, dass sich die kybernetische Theoriebildung selbst in einem politischen Kontext vollzieht, in dem sich die von ihr propagierten Konzepte informationsgestützter Regelung und (Selbst-)Steuerung als hochgradig anschlussfähig und als übertragbar auf gesellschaftliche Zusammenhänge erweisen. Zum anderen wird untersucht inwiefern die Kybernetik durch eine mathematische Formalisierung entsprechender Steuerungsmodelle nicht nur soziale Konstellationen auf neuartige Weise adressiert und problematisiert, sondern wie sie in der Rekonfiguration des Menschen als feedbackgesteuerter Informationsmaschine zugleich neue Möglichkeitsräume politischer Intervention und Planung eröffnet, die über eine eigene Topologie und Zeitlichkeit verfügen. Ausgehend von diesen Überlegungen wird die These entfaltet, dass die Transformation von Regierungsräumen in engem Zusammenhang mit Technisierungsprozessen steht. So wird deutlich, dass sich auch die „Kunst des Regierens“ im 20. Jahrhundert in eine „Cyborg Science“ verwandelt hat.