Am Ende des Warenstroms: Wege und Orte des Mülls (ca. 1880- 1970)

Heike Weber

Als räumlich verbanntes, einstiges Besitztum steht der Müll am Ende des Warenstroms der Konsumgesellschaft. Der Hausmüll wird über ein komplexes Stoffflussmanagement und mittels weiträumiger Infrastrukturen von den

nahezu  ubiquitären Orten seiner "Produktion" an zentrale Orte der "Entsorgung" verbracht. Das Phänomen "Müll" entstand am Ende des 19. Jahrhunderts als spezifisch städtisches Problem, und Müllentstehung wie auch Müllentsorgung veränderten den gewachsenen "Stoffwechsel" von Stadt und Umland enorm. Ende des 19. Jahrhunderts entsorgten die Stadtbewohner feste Abfälle - abgesehen von weiter verwendeten "Rohstoffen" wie Speisereste, Knochen oder Lumpen - in hausnahen, offenen Gruben. Der Begriff des "Mülls" tauchte kurz vor der Jahrhundertwende auf, als mit dem steigendem Müllaufkommen der Städter die nur sporadisch von Landwirten oder privaten Fuhrbetrieben entleerten Gruben zur Belastung wurden. Eine kommunal organisierte Müllabfuhr setzte sich erst Anfang des 20. Jahrhunderts vermehrt durch. Dabei diente der Gürtel der Stadtperipherie zunächst der Aufbringung von "Mülldünger" und später als Deponiestandort. Auf dem Land wurde die systematische Müllabfuhr in der BRD überhaupt erst in den Nachkriegsdekaden eingeführt, und noch 1972, als durch das erste westdeutsche Abfallgesetz das System der zentralisierten, "geordneten" Deponien eingeführt wurde, waren ein Viertel der Haushalte nicht an die Müllabfuhr angeschlossen.

 

 

Am Schnittpunkt von Stadt-, Umwelt- und Technikgeschichte angesiedelt, wird die Forschungsarbeit die Entstehung von Müll und Müllabfuhr in der städtischen Agglomeration betrachten, und zwar im deutsch-französischen Städtevergleich (Frankfurt und vermutlich Lyon) für den Zeitraum von 1880 bis zur systematischen Reglementierung der Abfalltechniken in den 1970er Jahren. Ziel wird sein, Ähnlichkeiten und Unterschiede der jeweiligen Stadt-Peripherie-Beziehungen, der Müllpraxen der Stadtbewohner und des entstehenden technischen "Müllsystems" herauszuarbeiten, das als städtische Infrastruktur entstand und sich nach und nach räumlich immer weiter ausdehnte. Die Topologien des Mülls reichen dabei von der rein geographischen Frage, wo der Müll zu entsorgen sei, über das "large technological system" der Entsorgungsinfrastruktur bis hin zu alltäglichen Verhaltensweisen, denn das Müllsystem ging mit neuen Konsumpraxen und veränderten Mensch-Ding-Relationen einher.

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