Susanne Schregel
Vom körperbetonten "die-in" als inszeniertem Massensterben über die kognitive Gefahrendiagnose bis hin zur kartographischen Erfassung der antizipierten atomaren Katastrophe im friedenspolitischen „Bedrohungsatlas“: Die Gefahrenperzeption und Wirklichkeitserfassung der „neuen Friedensbewegung“ hat stets eine räumliche Dimension, die durch die technischen Möglichkeiten einer atomar herbeigeführten Vernichtung Deutschlands und Europas angestoßen wird.
Dabei wurden sowohl die Gefahren der atomaren Rüstung oftmals als lokal porträtiert, als auch die Strategien zur Verhinderung eines atomaren Krieges dezentral angelegt. So lokalisierten die AnhängerInnen der Friedensbewegung etwa ihre allgemeine Gefahrenperzeption „Atomkrieg in Europa“ , indem sie diese vor Ort anschaulich zu machen versuchten. Sie verbreiteten warnende Szenarien, wie der eigene Wohnort nach dem atomaren Krieg aussehen würde. Sie forschten nach Militäreinrichtungen in ihrer Umgebung und wandten sich gegen nahe militärische Einrichtungen und Zivilschutzanlagen, um auf diese Weise auf die von ihnen konstatierte allgemeine Militarisierung der Republik aufmerksam zu machen. In ihren körperbetonten und unmittelbar-leiblich akzentuierten Aktionsformen wie der theatralen Darbietung als Atomleiche oder blutbesprengtes Opfer entwarfen die AnhängerInnen der Bewegung zudem einen technikinduzierten Raum der Vernichtung im unmittelbaren Nahbereich.
Die Konstitution solcher rüstungstechnisch ermöglichter und politisch imaginierter Räume kann als Ausdruck einer besonderen Konzeption politischer Macht verstanden werden. Diese Macht wirkt nicht als Besitz hierarchisch zwischen Personen, sondern gestaltet sich als ein relationales Gefüge und Kräfteverhältnis; sie ist eher von ihrer Produktivität her zu lesen denn von einem repressiven Potential. Das Ziel des Dissertationsprojektes ist es, durch die Untersuchung ausgewählter Orte des "Atomkriegs vor der Wohnungstür" zu einer politischen Geschichte der "neuen Friedensbewegung" in den Kategorien von Raum und Macht zu gelangen.
Die Arbeit setzt sich aus mehreren Teilstudien zusammen. Exemplarisch untersucht werden die militarisierten Landschaften der lokalen und regionalen Militäranalysen, die Szenarien des Atomkriegs "in der eigenen Stadt", die friedensbewegte Auseinandersetzung um den Bunker, körperbetonte Aktionsformen der Bewegung sowie die Deklaration kleiner und kleinster "atomwaffenfreier Zonen".
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