Die Geschichte des Tourismus in Namibia. Eine heterotopische Topologie der Technik

Das starre monotone Bild verklärter Rückständigkeit, mit dem im (Fern-)Tourismus häufig geworben wird, weist deutliche Parallelen zum Kolonialismus auf. Die exotisierende, idealisierende Wahrnehmung der Fremde, die Natur als Gegenstand ästhetischer Anschauung und die Konstruktion der Figur des Edlen Wilden als Sinnbild des Verlorengegangenen und Entsehnten haben ihren Ursprung am Ende des 15. Jahrhunderts, erlebten während der kolonialen Epoche eine Hochzeit und spielen ebenso im Tourismus eine wichtige Rolle. 

Am Beispiel des Tourismus in Namibia soll gezeigt werden, dass es durch ökonomisierten, rationalisierten und professionalisierten Raumkonsum im Tourismus zu einer Konstruktion von touristischen, parallelen Raumwelten kommt. Diese werden hierbei häufig historisch-nostalgisch aufgeladen, etwa über Darstellungen von rückständigen Naturvölkern, romantischen Landschaften oder heroischer kolonialer Vergangenheit. Diese Raumdeutungen wirken wie ein Modernitätsverbot und stilisieren Namibia zu einem Land der ewig edlen Wilden. Die Deutungs- und Wahrnehmungsanleitungen touristischer Räume werden hierbei von den Akteuren der Tourismusindustrie in Form von Technik und Techniken durch Infrastrukturen, Reiseführern, Reiseunternehmen, Visualisierungen uvm. bereitgestellt. Diese technisch unterstützte Raumwahrnehmung, -konstruktion, und -aneignung von touristischen Welten offenbart Kontinuitäten zu Räumen im Kolonialismus. Ob nun der Platz an der Sonne, der Europa trotz aller Exotik möglichst ähnlich sein soll, die Schutzmetapher (Deutsches Schutzgebiet/Naturschutzgebiet), das Jagdabenteuer und inszenierte Begegnungen mit Tieren oder auch die Wahrnehmung der Einwohner als rückständige Wilde, all dieses verweist beispielhaft auf Parallelen von Produktion und Konsumption touristischer und kolonialer Räume.

Der zeitliche Schwerpunkt der Arbeit liegt zwischen den 1950er Jahren und der Gegenwart, wobei frühere Perioden ebenfalls eine Rolle spielen werden. Erste Lastwagenrundfahrten wurden in den 50er Jahren durchgeführt, Nationalparks und Gästefarmen wurden eingerichtet, Sehenswürdigkeiten konstruiert und konsumiert, was es rechtfertigt, diesen Zeitpunkt als Beginn des Tourismus in Namibia zu werten.

Methodisch geht es darum, Ansätze der Tourismus- und der Raumtheorie zu verbinden. Ein Zusammendenken hat hier noch nicht stattgefunden: Die Tourismusforschung untersucht zwar das Reisen in Räumen und die Folgen für eben diese, allerdings geht es zumeist um Orte oder Regionen, die soziale Konstruktion von touristischen Räumen wird hingegen selten untersucht und scheint noch keine tragende Rolle zu spielen. Ansätze, welche es zu erweitern und einzuschränken gilt, um die Hypothesen zu überprüfen, bieten hier beispielsweise Enzensberger, MacCannell, Spode, Hennig aber auch Foucault.

[1] Basler Afrika Bibliographien, K46, Namibia Tourism Board, o.J.

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