Klimaforschung kann heute nur noch verstehen, wer die sich herausbildenden nationalen und internationalen Rechen- und Datenmanagement-Strukturen in den Blick nimmt. Wissenschaftliche E-Infrastrukturen werden sich mit der fortschreitenden Entwicklung neuer Computertechnologien in den nächsten Jahren zunehmend herausbilden. Infrastrukturen und Serviceleistungen erlangen einen hybriden Status zwischen Wissenschaft und Kommerzialisierung und können nicht mehr in der alten Unterscheidung „Forschung – Service“ lokalisiert und betrieben werden.
Die besondere Relevanz der sozialwissenschaftlichen Erforschung von E-Infrastrukturen in der Klimaforschung (aber auch in anderen Wissenschaftsfeldern) ergibt sich aus der Annahme, dass mit der Transformation von Wissenschaft in E-Science eine neue Topologie des Wissens entsteht, die es im Hinblick auf ihre forschungspraktischen Effekte empirisch zu untersuchen gilt.
Es ist hierbei nicht von einer linearen und einseitigen Bewegung auszugehen; vielmehr sind die wechselseitigen Konstitutionsbedingungen von Technik und Raum zu erschließen. Schließlich sind E-Infrastrukturen raumbezogen und mit Alltags- und Wissenspraktiken, Menschen, Dingen und Institutionen gefüllt. Ihre Gegenwart besitzt zudem eine historische Komponente: Sie entstehen nicht aus dem Nichts. Sie sind untrennbar mit der spezifischen Historizität des Lokalen (bspw. von Institutionen) verbunden.
Im Verlauf des Postdoc-Stipendiums konnten in ersten explorativen Forschungsphasen (vor allem am Deutschen Klimarechenzentrum) folgende Dimensionen bestimmt und erste empirisch interessante Einblicke gewonnen werden, wobei der Fokus auf E-Infrastrukturentwicklungen in anderen Wissenschaftskulturen ausgeweitet wurde (Möglichkeit eines vergleichenden Forschungsdesigns):
Rechenzentren
E-Science ist mit einer Re-Organisation der institutionellen Struktur der Forschung verbunden. Eine neue Topologie des Wissens entsteht und Rechenzentren mit ihren Höchstleistungsrechnern werden zum Nadelöhr für die Wissenschaft!
E-Science Interfaces
Virtuelle Forschungsumgebungen (bspw. im Kontext von C3-Grid oder TextGrid) und Kompetenzzentren (bspw. das Climate Service Center oder das Göttinger Center for Digital Humanities) sind die neuen technischen und institutionellen Interfaces einer sich verändernden Topologie der Wissenschaft. Sie sind für das Gelingen der E-Science maßgeblich verantwortlich, da sie der Interaktion zwischen den Teilsystemen und ihren Akteuren dienen. Gleichzeitig wirken sie auf die Praxis der beteiligten Akteure ein, weil sie die Möglichkeitsräume für das Handeln mitbestimmen.
Ausblick
In einem Anschlussprojekt „E-SCIENCE UND IHRE NEUEN INTERFACES. Technische und institutionelle Transformationen der Wissenschaft und deren forschungspraktische Folgen am Beispiel der Geisteswissenschaften (TextGrid) und der Klimaforschung (C3-Grid)“ (voraussichtlich gefördert durch das BMBF ab Oktober 2010) werde ich aufbauen auf den im Rahmen des Postdoc-Stipendiums gewonnenen Erfahrungen mit einer eigenen kleinen Forschungsgruppe an der Technischen Universität Berlin die Möglichkeit haben, die empirischen Untersuchungen zur Transformation der Wissenschaft in E-Science und den damit verbundenen Effekten weiter zu verfolgen und systematisch auszubauen.
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