Sina Keesser

AG Stadtforschung
Technische Universität Darmstadt
Landwehrstr. 48a/50 (Gebäude S4|22 311)
64293 Darmstadt
keesser@stadtforschung.tu-darmstadt.de
Tel.: +49 (0)6151-16-57420

Dissertationsprojekt

Raum im Bild - Eine Professionsgeschichte des Architekten zwischen 1950 und 1980

Im Untersuchungszeitraum der 1950er bis 1970er Jahre interessiere ich mich insbesondere für die sogenannte 'Krise der Architekten' am Ende der 1970er Jahre und den damit einhergehenden Imageverlust der Profession. In den 1940er Jahren waren Architekten noch Protagonisten von Heldengeschichten. Stereotypisch galten sie als Individualisten und autonome Künstler, die ihre ästhetischen Grundsätze gegen jegliche Widerstände von Auftraggebern, Baugewerbe und Gesellschaft durchsetzten. Diese Charaktereigenschaften wurden als künstlerische Integrität gewertet.
Ende der 1970er Jahre galt die gleiche Haltung als überheblich, paternalistisch und rücksichtslos: „That there is a crisis is sometimes overlooked by architects; full of passionate intensity, they seem oblivious or even contemptuous of the fact that much of their work is hated by the people who live with it; the tend to accuse the public of lack of taste for not appreciating the formal qualities of brutal and inhumane buildings which one can only assume to have been built for the admiration of other architects.“ (Shepard 1974, S.5)
Seinen Expertenstatus hatte der Architekt in der breiten Bevölkerung nahezu gänzlich eingebüßt und die Legitimation eines ganzen Berufsstandes stand in Frage. Mit meiner Arbeit möchte ich aufzeigen, welche äußeren Umstände zu dieser Krisensituation führten, mit welchen Strategien Architekten darauf reagierten und wie sich die Profession dadurch veränderte.Im Rahmen der Professionsgeschichte wie auch der Professionssoziologie werden Architekten mit dem Berufsstand von Ärzten und Anwälten verglichen (vgl. Wilton-Ely 1977, Pfammatter 1997, Woods 1999, Stevens 1998, Schmidtke 2006). Die Formalisierung der universitären Ausbildung, die Formierung einer berufsständischen Vertretung und der Kampf um den Schutz des Architektentitels stellen dabei wichtige Errungenschaften des 19. und 20. Jahrhunderts dar.
Sie beschreiben nach meiner Ansicht jedoch nur einen Teil der historischen Entwicklung. Im Berufsalltag waren auch das Marketing eines Büros und die Verbreitung der dort entwickelten Ideen entscheidend. Zwar galt auch für Architekten weiterhin das Werbeverbot; dies bezog sich jedoch nicht auf die indirekte Vermarktung in Form von Berichten in Architekturzeitschriften, Tageszeitungen und sonstigen öffentlichen Medien. In den Architekturzeitschriften etablierte sich quasi ein virtueller Raum der Bilder, der entscheidenden Einfluss ausübte auf die Karriere eines Architekten. Mediale Kompetenz war für den beruflichen Erfolg gerade auch in der für Architekten ökonomisch schwierigen Situation nach Ende des Zweiten Weltkriegs von Bedeutung. Um die Architekturpraxis des 20. Jahrhunderts adäquat beschreiben zu können, ist es meines Erachtens daher dringend notwendig, sie vor dem Hintergrund einer Mediengesellschaft zu betrachten.
In meiner Arbeit untersuche ich den Entstehungsprozess mehrerer Bauwerke und beleuchte dabei das komplexe Zusammenspiel unterschiedlichster Akteursgruppen bei der Planung und Vermarktung solcher Projekte. Bei der Auswahl beschränke ich mich auf Bauten, die dem Architekturstil des 'Brutalismus' zugeordnet werden. Diese Zuschreibung lenkt den Blick in besonderer Weise auf das gespannte Verhältnis zwischen Architekten und Öffentlichkeit, wie es sich im Zitat oben ausdrückt. Damals wie heute wurde der Brutalismus von Experten gelobt, während ihm Laien meist mit Unverständlichkeit und Ablehnung begegneten. In der öffentlichen Meinung, wie sie von den Printmedien wiedergegeben und vermutlich auch geprägt wurde, etablierte sich der Begriff gerade als Schlagwort für eine ungeliebte, die Wünsche des Normalbürgers ignorierende Architektur.

Kurzvita

seit 2015       Geschäftsführerin der AG Stadtforschung an der TU Darmstadt

2012-2015     Stipendiatin des DFG-Graduiertenkollegs "Topologie der Technik" an der TU Darmstadt

2008-2012     Studium der Stadt- und Umweltgeschichte sowie Stadt- und Raumsoziologie an der TU Darmstadt (Master of Arts)

2006-2012     Freiberufliche Architektin

1999-2006     Studium der Architektur an der TU Friedericana in Karlsruhe (Diplom)

Publikationen

Räume und Grenzen. Der Raumdiskurs in Architekturzeitschriften zu Beginn des 20. Jahrhunderts; in: Archimaera, Heft 5, August 2013, http://www.archimaera.de/2012/grenzwertig/raeumeundgrenzen

Kontakt

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"Topologie der Technik"
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64293 Darmstadt

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gehring(at)phil.tu-darmstadt.de
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Mo-Mi 8.30-15.30 Uhr
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