Dirk Hommrich
Die modernen Neurowissenschaften arbeiten mit Methoden der nicht-invasiven Bildgebung, die den menschlichen Kopfinnenraum von seiner anatomischen bis zur genetischen und molekularen Struktur in vivo erschließen. Funktionelle Techniken wie bspw. die Positronen-Emissions-Tomographie, die (funk-
tionelle) Magnetresonanztomographie oder die Single-Photonen-Emissions-Computer-Tomographie sollen es ermöglichen, für unsere kognitiven, emotionalen und sozialen Eigenschaften jeweils zuständige Hirnfunktionen, spezifische „Orte“ oder eine bestimmte „Region“ ausfindig zu machen - und damit neuronale Topologien zu erstellen. Mittels physikalischer Messungen sowie den daraus digital errechneten Bild-Artefakten nehmen nicht nur die Aussagen über räumliche Strukturen des Hirngewebes und die neurowissenschaftlichen Datenbestände über gesellschaftliche Gruppen zu. Auch die zwei- und drei-
dimensionalen, teils animierten und kolorierten, virtuellen Hirnbilder werden durch die Massenmedien immer populärer.
Die Arbeit befragt das wechselseitige Bedingungsverhältnis von Technik und Raum am Beispiel populär-
wissenschaftlicher Darstellung bildgebender Verfahren der Hirnforschung und ihrer "vulgarisierten" Ergebnisse, insbesondere im Bereich der Neuropädagogik. Dabei werden sowohl die diskursiven Effekte digitaler Hirnbilder und ihrer methodischen Konstruktion als auch die nicht-invasiven "Einsichten" und invasiven "Eingriffsmöglichkeiten" in den Kopfinnenraum auf ihr sozialpolitisches Normierungspotential hin untersucht.
Die Studie geht davon aus, dass der Gehirnbildgebung und Neurodidaktik in den Berichterstattungen zur Hirnforschung eine solch hohe Aufmerksamkeit geschenkt wird, weil sowohl die mit ihnen vermittelten räumlich-methodischen Prämissen als auch die damit verbundenen Darstellungsweisen den Eindruck entstehen lassen, das personale Selbst sei „im“ Hirngewebe, „in“ einer neuronalen Topologie zu verorten. Im Spannungsfeld zwischen Experiment, Technologie und Reform soll daher das Veränderungspotential solcher Neuro-Topologien im Bild-Diskurs der Zeitschrift "Gehirn & Geist" untersucht werden; dies nicht zuletzt, um nach Implikationen des "lernenden Gehirns" für die Darstellung pädagogischen Wissens zu fragen.
Zuletzt aktualisiert: 09.09.2010
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